Schienen und Schwellen

Dieser Artikel erschien - leicht gekürzt - in der MIBA 11/1998. Spätere Aktualisierungen, z.B. wegen neuer Erkenntnisse oder gar neuer Modelle, sind rot gekennzeichnet.

Mit den verschiedenen Oberbauformen, die in über 160 Jahren Eisenbahnbau verwendet wurden, ließe sich ein dickes Buch füllen. Keine Angst, soviel haben wir uns nicht vorgenommen. Aber eine paar typische finden Sie in diesem Heft. Mit ihrer Hilfe können Sie etwas Abwechslung in ihre Gleise bringen, etwas Besonderes für exponierte Stellen schaffen, oder ein Diorama auch in dieser Hinsicht völlig maßstäblich halten.

Die allerersten Schienen in den britischen Bergwerken waren bekanntlich noch aus Holz tigt und wurden von Karren befahren, von Pferden gezogen. Die Eisenbahn lief dann aber, wie in fast allen Sprachen ihr Name bezeugt, auf eisernen Schienen. Diese lagen zunächst auf hölzernen oder steinernen Unterlagen, die die Schiene, damals aus Eisen gegossen, auf ihrer ganzen Länge unterstützten. Im Nürnberger Verkehrsmuseum kann man solche Exponate betrachten. Die Spur wurde durch Querstangen eingestellt und gehalten. Die heute so vertraute Querschwelle kam erst später auf und bestimmte seither bis heute das Bild der Schienenwege. Etwa zur gleichen Zeit setzte sich in Deutschland auch die heutige, jedem Modelleisenbahner vertraute Schienenform durch. Seit vielen Jahren jedoch werden auch wieder Versuche mit schwellenlosen Oberbauformen angestellt, mit Erfolg, denn die Neubaustrecke Berlin - Hannover ist so ausgeführt - alles kehrt wieder!

Anfangs verwendete fast jede Bahn Ihre eigene Schiene. Ein Verzeichnis der Schienentypen von 1939 zählte 186 Schienenformen allein in Preußen! Die meisten davon kamen nur in einer oder zwei Direktionen vor und waren wahrscheinlich Übernahmen von den Privatbahnen, die durch die wirtschaftlich und nach 1870/71 auch militärisch motivierte Verstaatlichungswelle in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts zur KPEV kamen. Preußen selbst normierte 17 verschiedene Schienenformen, Form 1 bis Form 17. Hinzu tritt noch ein kleiner Buchstabe, der in aller Regel nur die Lochung der Schienenenden für die "Schienenverbinder" an den Enden angibt.

Damit sind wir schon bei einer wesentlichen Eigenheit alter Oberbauformen: Die Schienen wurden nur in bestimmten Längen geliefert und miteinander durch Laschen verschraubt. In Preußen waren 10 m, 12 m, 15 m und 18 m üblich. In Bögen ist bekanntlich die äußere Schiene länger als die innere, der nötige Längenausgleich erfolgte ausschließlich innen, d.h. es wurden außer der Nennlänge auch kürzere Stücke in Staffelungen von meist 4 cm geliefert, z.B. bei 12 m auch 11,96 m, 11,92 m, 11,88 m, 11,84 m und 11,80 m.

Bei den meisten Eisenbahnen war zunächst der sogenannte "schwebende Stoß" üblich, dass heißt, der Schienenstoß befand sich genau zwischen zwei Schwellen. Die Zahl und Position der Schwellen war im übrigen genau definiert, die Zeichnungen geben einen Eindruck hiervon. Preußen hatte für fast jede Oberbauform zwei oder drei verschiedene Ausführungen vorgesehen, die sich durch die Schwellenzahl je Schienenstück unterschieden. So waren beim 6e-Oberbau mit 12-m-Schienen 17, 18 oder 20 Schwellen möglich, der Einsatz erfolgte abhängig von der Belastung: je größer die Belastung, desto mehr Schwellen.

Den preußischen Oberbau gab es wie den fast aller Länder mit Holz- und mit Stahlschwellen, zumindest in der Theorie. Beide Schwellenarten haben ihre Vor- und Nachteile. Stahl hält in der Regel länger, außer wenn die Schadstoffbelastung der Luft sehr hoch ist (das Problem hatte man schon damals), ist aber empfindlicher gegen Beschädigungen, nach einer Entgleisung sind die Schwellen meist verbogen und müssen getauscht werden. Ein großer Nachteil des Stahlschwellen-Oberbaus ist ferner die komplizierte Verlegung: Da die Stahlschwelle ja von unten offen ist, konnte das Gleis nicht auf einem ebenen Schotterbett verlegt werden; vielmehr musste für jede Schwelle mit Hilfe einer Füllform ein Schotterwulst aufgehäufelt und gestampft werden, auf den die Schwelle aufgesetzt wird. Dennoch benutzten die Preußen vor allem Stahlschwellen, was mit der einheimischen Industrie zu tun haben dürfte, schließlich war das Ruhrgebiet preußisch. Aus wohl dem gleichen Grunde findet man in Bayern überwiegend Holzschwellen. Seit langem jedoch ersetzt bei neuen Gleisen die Betonschwelle sowohl die Holz- wie die Stahlschwelle, mittlerweile auch bei Weichen.

Der Schienenstoß und die Laschen, die die Schienen miteinander verbanden, waren kritische Bauteile hinsichtlich Verschleiß und Sicherheit, und so gab es hier viele Änderungen über die Jahre hinweg. Die Bauarten von 1902 und 1911 (siehe Zeichnungen) unterscheiden sich dadurch, dass der Wanderschutz (der das Verrutschen der Schiene auf den Schwellen verhindern sollte), in die Laschen integriert wurde, die Laschen reichten zwischen die Schwellen hinunter (siehe Bild.....).

1923 führte die Reichsbahn den festen Schienenstoß nach ursprünglich einmal württembergischem Vorbild ein, und zwar sowohl für die neuen Schienen des Form S49 als auch für die wichtigsten preußischen Oberbauarten, die ja so etwa die Hälfte des Netzes bildeten: 6e und 8d bzw. mit jeweils etwas schwereren Schienen 7e und 15c. Fester Schienenstoß heißt, das die Schienenenden nun jeweils auf einer Schwelle ruhen, so dass an den Verbindungsstellen eine Doppelschwelle liegt; so ließ sich verhindern, dass sich die Schienenenden unter der Radlast nach unten durchdrücken, was man als die wichtigste Ursache für Verschleiß und Bruch erkannt hatte. Bei Holzschwellen besteht die Doppelschwelle tatsächlich aus zwei miteinander verbolzten normalen Schwellen. Für den Eisenschwellen-Oberbau wurden eigens Doppelschwellenprofile eingeführt. Dadurch sind die Doppelschwellen, die offiziell bei der Bahn Breitschwellen heißen, etwas schmaler als bei Holzschwellen, was zu etwas geänderten Schwellenabständen an den Enden der Gleisroste führt. Die Länge der Holzschwellen beträgt meist 2,6 m (Breite 26 cm, Höhe 16 cm), die der Stahlschwellen nur 2,5 m (Breite ebenfalls 26 cm). Betonschwellen, wie sie sich heute immer mehr durchsetzen, sind übrigens kürzer: 2,3 m (Schwelle B55) oder 2,4 m (B58); lediglich die schwere Betonschwelle B70W, die im allgemeinen unter UIC60-, aber auch unter S54-Schienen liegt, ist auch 2,6 m lang. Übrigens: Beim Reichsbahn-Oberbau und bei allen neuen Oberbauarten liegen die Schienen mit einer Neigung von 1 : 40 nach innen gekippt auf der Schwelle (außer im Weichenbereich!), damit erzielt man eine gleichmäßigere Abnutzung der Schienen.

Wie schon erwähnt, führte die Reichsbahn einen völlig neuen Oberbau ein, wobei die S49-Schienen benutzt wurden. Diesen Oberbau gab es in verschiedenen Ausführungen. Die wichtigste ist die mit "K" (für Klemmplatte) benannte, die sowohl für Stahl- wie für Holzschwellen entwickelt wurde und so erfolgreich war, dass sie auch für Betonschwellen B58 und für UIC-60-Oberbau auf Holzschwellen weiterentwickelt wurde. Ebenfalls recht häufig kann man noch den Oberbau "B" auf Eisenschwellen sehen. Alle anderen Formen kommen nur selten vor, sie waren entweder vorübergehende Erscheinungen wie z.B. T für Tunnelstrecken oder Versuchstypen wie M und O. Lediglich die Oberbauarten LeK (K mit Leitschienen) und H findet man gelegentlich; H steht für Hartholz, die Schienen werden hier ohne Platte direkt auf die Schwellen geschraubt oder mit Spannnägeln befestigt; diese Bauart bietet sich für die Nachbildung im Modell natürlich besonders an. Außerdem gab es wie bei den Fahrzeugen auch beim Oberbau eine Kriegsbauart N, die vor allem Stahl sparen sollte.

Den Reichsbahn-Oberbau gab es im übrigen nur mit 15 oder mit 30 m langen Schienen, kürzere Längen kamen nicht mehr vor, und das alles auch nur noch mit je einer Schwellenzahl. Bereits in den dreißiger Jahren hatte es Versuche mit dem Verschweißen der Schienen gegeben, man probierte immer längere geschweißte Teilstücke. Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Bahn endgültig dazu über, die Schienen durchgehend zu verschweißen. Das war dann das Ende der Doppelschwelle, die man nur unter den S49-Weichen beließ, um nicht völlig neue Schwellensätze schaffen zu müssen. Mit der Einführung zunächst der UIC-60-Weichen und dann der S54-Weichen war dann endgültig das Ende des festen Schienenstoßes gekommen, auch unter Weichen, jedenfalls in neu verlegten Gleisen. Unter durchgehend geschweißten Schienen liegen die Schwellen mit einem Abstand von 60 cm bei den Neubaustrecken, bei S49/S54-Oberbau je nach Belastung mit Abständen von 63 cm, 67 cm oder sogar 70 cm bei Gleisen dritter Ordnung.

Apropos Ordnung: Gleise 1. Ordnung sind alle Gleise mit starkem Betrieb, hohen Geschwindigkeiten oder großen Achslasten; hier werden nur fabrikneue Materialien eingesetzt. Gleise 2. Ordnung sind Gleise mit mittlerem Betrieb und geringeren Geschwindigkeiten, hier werden in der Regel diejenigen Teile weiterverwendet, die nach spätestens etwa 20 Jahren aus den Gleisen 1. Ordnung ausgebaut werden und noch aufgearbeitet werden können. Nach weiteren 20 Jahren wandert das Material in die Gleise 3. Ordnung. Dort ist dann oft ein ziemliches Sammelsurium verschiedener oder gar gemischter Oberbauformen zu finden. Im Modell kann man dies insbesondere durch die farbliche Gestaltung des Gleises nachahmen: Helle Schienen und sauberer Schotter im durchgehenden Hauptgleis, etwas mehr Alterung im Ausweichgleis, dunkler Rost und kleinkörnigerer, gemischter Schotter in den Abstellgleisen. In einem durchschnittlichen Bahnhof an einer ein oder zweigleisigen Hauptbahn etwa wäre für die durchgehenden Hauptgleise die 1. Ordnung anzunehmen, für die übrigen Bahnsteiggleise und die Güterzuggleise die 2. und für die Abstellgleise die dritte.

Abschließend noch der Vollständigkeit halber ein Wort zu den Weichenschwellen. Ihr Länge steigt von der Regellänge in Stufen von 10 cm an bis zu einer maximalen Länge von 4,6 m (4,5 m bei Stahlschwellen), jedenfalls unter einfachen Weichen. Unter Doppelweichen und Weichenverbindungen kommen Längen bis zu 5,8 m vor. Jede Schwelle unter einer Weiche trägt eine Nummer, zu der eine Bohrlehre bzw. eine Schweißlehre im Schwellenwerk gehört; auf Holzschwellen wird die Nummer durch Ziffernnägel angegeben, auf Stahlschwellen aufgeschweißt oder eingeschlagen. Als die Reichsbahn die Reichsbahnweichen einführt, trugen die Schwellen unter der Standardweiche 49-190-1:9-Fz (siehe MIBA 5/93) die Nummern 1 - 52. Durch geänderte Zungen-, Radlenker und Herzstück-Bauarten wurden viele Nummern mit den Jahren ersetzt, am Anfang, in der Mitte und am Ende einer Weiche sind sie bis heute gleich geblieben. Die 300-m-Weiche hatte und hat Nummern ab 300, die 500-m-Weiche ab 500, die 1200-m-Weiche ab 2000. Die übrigen Nummern wurden für Schwellen unter Kreuzungen, Kreuzungsweichen und Weichenkombinationen vergeben. 1959 reichte das Verzeichnis bereits bis 3515, und das war noch nicht das Ende: Die Nummern ab 3516 liegen unter der EW-49-760-1:14. Die UIC60-Weichenschwellen tragen fünfstellige, mit 2 beginnende Nummern, bei S54- Weichen beginnen die ebenfalls fünfstelligen Nummern mit einer 4.

Gleise im Modell

Und nun zum Modell: Ein Stück Gleis mit vorbildgemäßen Jochen bringt Abwechslung von der handelsüblichen Meterware und gibt einem exponierten Stück Gleis, etwa auf einem Diorama, etwas Pfiff. Je nach Zeit, Lust, Laune und Bastelgeschick können Sie sich dabei mehr oder weniger "reinhängen":

Vorweg eine Bemerkung zur Arbeitsgenauigkeit beim Bau von Modellgleisen und - weichen. Zentimeter ist nicht gleich Zentimeter; die Teilung verschiedener Lineale kann sich deutlich unterscheiden. Kopierer produzieren kein maßgenaues Abbild, sondern vergrößern die Vorlage meist leicht. Auch Drucker und Plotter können kleine Abweichungen produzieren. Wichtig ist aber nicht, dass Ihr Gleisrost genau 172,5 mm lang ist, wichtig ist, dass sich die Schienenstöße immer genau über den Breitschwellen wiederfinden. Deshalb nehmen Sie ein Maß als Standard, z.B. das, das der Kopierer produziert, und richten Sie alles andere danach aus. Nichts ist ärgerlicher als der Frust der Feststellung, dass alle Schienenstücke einen halben Millimeter zu kurz sind.

Einfachste Methode: Sie nehmen die Meterware Ihrer Wahl, gleich ob ROCO, PECO oder PILZ, und schneiden die Stege zwischen den Schwellen alle 24 Schwellen heraus. Wenn sie dann das Schwellenband zusammenschieben, erhalten Sie eine vorbildgemäße Doppelschwelle in etwa dem richtigen Abstand.

2. Stufe: Sie richten die Schwellen Ihren Schwellenbandes mit dem Millimetermaß oder mit der kopierten Zeichnung 11 als untergeklebter Schablone auf das vorbildgemäße Maß von 172,5 mm aus. Damit bilden Sie eine Zustand nach, der auch beim Vorbild häufig zu finden ist: Die Schienen wurden nachträglich auf den Breitschwellen verschweißt!

3. Stufe: Sie sägen den Schienenkopf im entsprechenden Abstand ein mit einem feinen Sägeblatt (4/0 oder 6/0). Damit nähern Sie sich optisch noch mehr dem Vorbild.

4. Stufe: Sie löten auf die so geschaffenen Schienenstöße seitlich 6,7 mm lange (etwa, das Vorbildmaß ist 580 mm) Blechstreifen als Nachbildung der Laschen auf. Als Material empfehlen sich Neusilberstreifen 1 x 0,2 mm (Verbeck Nr. 480210). Oder Sie kleben entsprechende Kunststoffstreifen auf.

Spezialstufe für schlecht verlegte Nebengleise: Sie sägen die Schienen ganz durch oder biegen Sie etwas ab an den Sägestellen. Dann können Sie die schlechte Gleislage des Vorbildes mit gegeneinander verwundenen Gleisjochen nachbilden. Dabei beachte man, dass sich bei verfallenden Gleisen die Spurweite zuletzt ändert! Wie bei allen Unregelmäßigkeiten des Vorbildes hüte man sich bei der Nachbildungen vor Übertreibungen: Ist ein Gleis beim Vorbild 17 mm aus der Mitte verschoben, ist dies bereits deutlich zu sehen, wenn man das Gleis entlang sieht - im Modell sind dies nur 0,2 mm! (Warum sehen wohl manche verbeult gelieferte Güterwagen zu künstlich aus?)

Selbstbaustufe: Sie verwenden Holzschwellen von Schullern oder Schumacher und kleben Sie entsprechend der Zeichnung auf. Wahlweise Schienenplatten von Schumacher oder von Weinert oder - das ist das einfachste - gar keine für Hartholzoberbau. Für die Nachbildung der Laschen: s.o.!

Masochismusstufe: Sie nehmen eine kupferkaschierte Pertinaxplatte aus dem Elektronik-Bastelladen und sägen davon mit der Tischkreissäge 3 mm breite Streifen herunter, die Sie in 28,7 mm lange Stücke schneiden. Die kleben Sie entsprechend der Zeichnung für Stahlschwellen auf. Dann fasen Sie alle vier Kanten mit dem Schleifklotz an und feilen die Kupferkaschierung in der Mitte weg (die würde sonst natürlich die beiden Schienen kurzschließen). Die Schienenprofile löten Sie samt den Schienenplatten auf. Fertig ist das Stahlschwellengleis. Für die Breitschwellen fertigen Sie 5,7 mm breite Streifen, in die Sie längs in der Mitte mit einer Vierkantfeile eine Kerbe feilen. Denn leider gibt es keine überzeugende Nachbildung von Stahlschwellen im Modell zu kaufen (wohl aber von Betonschwellen bei PECO).

Das war die Lage im Jahre des Herrn 1998. Seither hat sich viel getan. Es gibt mittlerweile von Tillig ein sehr ordentliches Stahlschwellengleis in Stücken von 470 mm Länge (Best.-Nr. 85136), auch ein Betonschwellengleis ist lieferbar (Best.-Nr. 85134). Man kann auch die bloßen Schwellen beziehen und mit Code70-Profilen bestücken (Best.-Nr. 85036 bzw. 85034). Aber der Standard der Maßstäblickeit sind die Schwellenroste von RST Modellbau!

Abschließend noch ein Wort zu den Schienenprofilen im Modell:

Bis vor einigen Jahren betrug die Höhe der Schienenprofile bei industriell gefertigtem Gleismaterial 2,5 mm und mehr. Dies auch als Code100 bezeichnete Profil verschwindet langsam aus den Regalen, alle in den letzten Jahren neu entwickelten industriell gefertigten Gleissysteme benutzen - PECO FineScale ausgenommen - Schienenprofile von etwa 2,1 mm Höhe, auch als Code83 bekannt. (Die Codezahl gibt die Höhe in Tausendstel Zoll an, da pro Zoll oder Inch 25,4 mm anfallen, er rechnet man für Code83: 0,0254 x 83 mm = 2,11 mm.) Bis dahin war man, wenn man herunter von der hohen Schiene wollte, auf Selbstbau angewiesen oder auf das Code70-Gleismaterial von Shinohara, das jedoch amerikanischen Vorbildern entspricht, was besonders bei den Weichen auffällt.

Profile von Industriegleisen
HerstellerAbmessungen des Schienenprofils
HöheKopfbreiteFußbreite
ROCOline2,201,002,00
Pilz Elite2,050,851,72
PECO Streamline1,900,781,72
BEMO H0e1,980,60
Märklin C-Gleis2,251,002,00

Dennoch sind auch diese neuen Schienenhöhen noch etwas zu hoch, ROCO und Pilz mit 2,1 mm übersteigen selbst das moderne UIC60-Profil. Einzig die Code-75-Linie von PECO liegt im Bereich, allerdings hat PECO von allen die schlichteste Nachbildung der Schienenbefestigung. (Der Vorteil von Code75 gegenüber Code70 liegt darin, dass solche Schienen noch mit NEM-Radsätzen befahrbar sind, bei Code-70-Gleisen sind bereits RP25-Radsätze Voraussetzung.) Für den Gesamteindruck des Modellgleises ist jedoch die Breite des Schienenkopfes wichtiger. Auch hier liegt PECO mit 0,8 mm (≈ 70 mm) näher am Vorbild als die Konkurrenz, dicht gefolgt von PILZ. Dafür muss man allerdings bei den Weichen in Kauf nehmen, dass die Lage der Schwellen nicht deutschen Vorbildern entspricht, sondern US-amerikanischen.

Für den Gleisselbstbau (oder den Austausch der Schienen auf industriegefertigten Schwellenrosten) steht eine ganze Reihe verschiedener Profile zur Verfügung:

Code 40 ist eigentlich ein N-Profil für den Selbstbau. In H0 kann man es, wenn überhaupt, für den Nachbau alter, sehr schwach belasteter Anschlussgleise heran ziehen; einige alte Länderbahnschienen hatten etwa die entsprechenden Abmessungen: Sachsen Form Ia, Pfalz Form 100, Württemberg Form M, dies waren aber vor allem für Schmalspurbahnen benutzte Schienen.

Code 55 ist ebenfalls für N-Gleise, aber auch für H0e gedacht. Für alte Privat- oder Länderbahngleise und für schwach belastete Anschlussgleise ist es das perfekte Profil, denn es entspricht ziemlich genau der preußischen Form 5. Dies Profil war das klassische Privatbahnprofil und hat sich dort bis heute gehalten, insbesondere wenn die Anlagen unter Denkmalschutz stehen.

Profile für den Gleisselbstbau
CodeSchienenhöheSchienenkopfFußBezugsquelle
x 87x 87Breite
401,00 870,5441,00Schumacher 1101
551,421240,65561,42Schumacher 1100
601,521320,76661,24PECO IL-1
701,741510,76661,80Schumacher 0001
OLD PULLMAN 50170
751,901650,78681,72PECO IL-3
802,031770,63551,39PECO IL-4
822,081810,89771,77PECO IL-115

Das Code-60-Profil, dass es unter der Bestellbezeichnung IL-1 von PECO gibt, wird eigentlich für den Nachbau der seitlichen Stromschiene nach britischen Vorbildern angeboten. Es ist mit seiner Schienenkopfbreite von 0,7 mm (= 60 mm beim Vorbild) das ideale Profil für die Nachbildung eines leichten Länderbahn-Oberbaus. Es hat den schmalsten Schienenfuß aller erhältlichen Profile.

Code65 gibt es leider nicht. Schade! Es wäre sehr vielseitig für schweren Länderbahn-Oberbau verwendbar, wie die Tabelle zeigt. Man nehme also Code70- Schienen, wenn man sonst Code83-Gleise benutzt, oder Code60, wenn man sie von Code70 oder Code75 absetzen will.

Code70 entspricht in seinen Abmessungen gut dem S49- bzw. S54-Profil des Vorbildes. Das etwas höhere Code75 ist sozusagen Code70 für NEM-Radsätze, wie schon oben erwähnt.

Code80 von PECO stellt eigentlich das Standard-N-Profil dieses Hersteller dar! Es wäre die nächste Entsprechung zum modernen UIC-60-Oberbau. Code82 bzw. Code83 ist mittlerweile eine Art Industriestandard - siehe oben - und entspricht ebenfalls ganz gut dem UIC-60-Profil. Wenn man es jedoch genau nimmt, stimmen die Maße nur für den R65-Oberbau der DR, der jetzt so langsam wieder verschwindet, weil das Profil nicht mehr benutzt wird (es stammte aus der Sowjetunion, wo es sogar ein R75-Profil gibt). Außerdem gibt es schwere Industriegleise mit Schienen S64, die auch die DB vorübergehend eingesetzt hat, bis zur Einführung des UIC60-Profiles.

Bei allen handelsüblichen Profilen ist der Schienenfuß zu breit, und zwar erheblich, aus nachvollziehbaren Gründen, schließlich müssen Kunststoffnasen beim Industriegleis ebenso Halt finden wie Klammern und Nägel beim selbstgebauten. Fazit: Das perfekte Modellgleis gibt es nicht - jeder muss sich selbst überlegen, welchen Kompromiss er eingehen will. Die doch relativ große Zahl erhältlicher Profile und sonstiger Materialien sowie das breite Angebot der Modellbahnindustrie erlaubt aber in jedem Fall eine Differenzierung zwischen verschiedenen Oberbauarten auch im Modell.

Und jetzt das Schmankerl zum Schluss: Wir haben ober schon erwähnt, dass ganz am Anfang Schienen auf Steinen verlegt wurden. Im Verkehrsmuseum Nürnberg kann man dies in der Oberbauabteilung besichtigen. Hätten Sie gedacht, dass es so etwas heute noch gibt? Die beiden Gleise, die ich innerhalb zweier Wochen in Bürstadt und in Munster fand, benutzen im Wechsel Steine und für die Spurhaltung Querschwellen aus Holz. Beide Gleise sind heute für den Betrieb gesperrt. Dies waren sicher keine offizielle Bauarten, sondern eine Art der Resteverwertung, um noch verwendbare Altteile in Nebengleisen aufzubrauchen. Wie Sie sich ein solches Gleis bauen können, zeigt Ihnen die bebilderte Anleitung.

https://www.fremo-net.eu/modulsysteme/baugroesse-h0/h0-europa/fremo87/modulbau/rillenschienen/

Tabelle Schienenformen
LandSchieneMasse
kg/m
Höhe
mm
Kopf
mm
Steg
mm
Fuß
mm
Höhe
1/87
nächste
Entsprechung
PreußenForm 524,391155310901,32Code 55
6e33,413458111051,54Code 60
7e37,2413458181051,54Code 60
8d41,3813872141101,59Code 60
15c45,0514472141101,66Code 65
BayernIX34,8713558131051,55Code 60
X43,514065141251,61Code 65
Baden12936,212960141051,48Code 60
14043,814065141251,61Code 65
WürttembergD33,013058111041,49Code 60
E43,514065141251,61Code 65
SachsenVa36,0513058141051,49Code 60
VI46,314766141301,69Code 65
FeldbahnenS1818,3934310821,07Code 40
750 mmS2424,431155310901,32Code 55
DRG S4545,2514267141251,63Code 65
DRG DB DRS4949,0514967141251,71Code 70
DBS5454,5415475161251,77Code 70
InternationalUIC6060,341727216,51501,98Code 80
DRR6564,64180181502,06Code 83
PrivatbahnenS6464,9172761501,98Code 80

1. Besorgen Sie sich eine Polystyrolplatte, Dicke 1,5 mm, von evergreen oder Graupner. Schneiden oder sägen Sie davon 4,6 mm breite Streifen herunter, die Sie wiederum in 11,5 mm lange Stücke teilen.

2. Kleben Sie als erstes mit Weißleim die Schwellen im richtigen Abstand auf, am besten mit der vervielfältigten Zeichnung als Schablone. Die Schwellen sind meist etwa 1,6 - 1,7 mm dick. Schmirgeln Sie sie mit groben Schmirgelpapier (80er Korn) auf 1,5 mm herunter, dabei nur in Längsrichtung arbeiten.

3. Kleben Sie die nun die Kunststoffplatten aus Nr. 1 auf.

4. Beizen Sie die Schwellen. Clou Nr. 160 dunkelgrau ergibt für alte Schwellen das überzeugendste Ergebnis.

5. Färben Sie die Kunststoffplatten ein. Das wirkungsvollste Resultat erzielen Sie mit Rainershagen Naturals, z.B. Beton.

6. Nehmen Sie das Profil Ihrer Wahl, z.B. Code 60, und behandeln Sie es wie oben beschrieben, also z.B. einsägen oder zersägen in 138 mm lange Stücke.

7. Streichen Sie die Schienenplatten mit Lötpaste ein, fädeln Sie sie auf das Schienenprofil auf und richten Sie sie an der Zeichnung aus. Mit Kolben oder Flamme löten.

8. Färben Sie die Schienen(stücke) ein und kleben Sie sie mit UHU-Plus auf.

9. Einschottern. Fertig!






Übersicht Vorbildfotos
183621
15-m-Gleis S49
183010
179619
222116
164428
Übergang S49 auf Form 5
L9922291
Hartholzschwelle
151002
Alte Stahlschwelle
Munster
Munster
X_MF_02-004
Bürstadt
160610
Breitschwellen
198603
Betonschwelle
179619
Betonschwelle
179136
UIC60 auf B70
197619
R65 auf Betonschwellen
197632
Feste Fahrbahn


Übersicht Modellfotos
179613
"Hartholz"
179618
"Hartholz"
188937
150821
193302
188937
Modell Form 6
150821
Modell Form 6
193302
Modell Form 6
150821
Modell Gleis auf Steinblöcken
193302
Modell Gleis auf Steinblöcken
151002
Modell Gleis auf Steinblöcken
242836
Modell Gleis auf Steinblöcken
160610
Modell Gleis auf Steinblöcken

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