EUROP-Güterwagen im Modell– was es gibt, was noch fehlt

Teil 2: Die UIC-Standard-Wagen

Bei der Gründung der beiden ersten EUROP-Pools stellten die teilnehmenden Verwaltungen naturgemäß die Fahrzeuge ein, die schon vorhanden waren und somit den nationalen Bautraditionen entsprachen - siehe Teil 1. Das führte dazu, dass sich die Wagen durch wichtige Parameter wie Ladelänge, Ladefläche und Laderaum ebenso unterschieden wie durch Ladegewicht und zulässige Höchstgeschwindigkeit, was die angestrebte Freizügigkeit teilweise wieder einschränkte. Daher wurde das ORE von der UIC beauftragt, einheitliche Güterwagen zu entwerfen, eben die UIC-Standard-Wagen.

Wären die Wagen wirklich einheitlich und von allen Verwaltungen baugleich beschafft worden, könnte die Modellbahnindustrie jubeln. Eine Form für alle! Aber so leicht hat das richtige Leben ihr nicht gemacht, aus verschiedenen Gründen.

230005
Gs der NS, 1. Serie
178929
Gs der NS, 2. Serie
L9980065
ROCO

1. Die Standardzeichnungen wurden auch schon mal geändert. Die erste Version des gedeckten Gs hatte noch 1,8 m breite Türen, die Türbreite wurde aber alsbald auf 2 m geändert, um die Beladung mit Flurförderfahrzeugen zu erleichtern. Ärgerlich für FLEISCHMANN! Denn das Modell des Gmhs53, der noch die schmaleren Türen hatte, eignet sich kaum für die Nachbildung ausländischer Vorbilder.

2. Die Zeichnungen ließen grundsätzliche Alternativen zu, z.B. Bretter- oder Sperrholzwände bei den Gedeckten, Steck- oder Klapprungen bei den Rungenwagen Kbs, Jahrzehnte später Plane oder Rollhauben bei den Coiltransportern. Auch waren alternativ Handbremsstand oder seitliche Handbremsräder vorgesehen.

3. Auch weitere Einzelheiten blieben den Verwaltungen überlassen, z.B. die Türen. Ein weniger sichtbares Detail ist die Bremsanlage. Denn die Länder blieben schon aus industriepolitischen Gründen bei ihren gewohnten Bremsbauarten, Breda in Italien, Oerlikon in der Schweiz, Westinghouse in Frankreich. In den Niederlanden z.B., die keine eigene Industrie zu bedienen hatten, wechselte die Bremsbauart von Lieferung zu Lieferung. Die "deutsche" Güterwagenbremse war nur in Dänemark und Österreich die Regel.

4. Manche Länder wichen beim Bau ihrer Wagen von den Standards ab, unter Beibehaltung der Hauptabmessungen, versteht sich. Diese Wagen gelten als „vereinheitlicht“, sie trugen normalerweise nur "RIV St" an der Seitenwand, nicht "RIV UIC St" wie die echten Standardwagen.

Dies alles macht es der Modellbahnindustrie nicht leicht. Manche Details lassen sich nicht oder nur mit großem Aufwand ändern. Wir werden auf solche Ungenauigkeiten hinweisen, aber es bleibt jedem selbst überlassen, was er tolerieren kann. Ein Beispiel findet sich in den drei Abbildungen rechts.

Zunächst bleiben wir in der Epoche 3, also bei den Gedeckten und den Offenen. Bei den Gedeckten gab es den UIC-Standard Typ 1 (Gs), bei den Offenen deren zwei, einen, der die westeuropäische Tradition der viertürigen Wagen mit durchgehendem Obergurt fortsetzte, und einen mitteleuropäischen mit zwei Türen, der im Grundsatz aus den deutschen Kriegsgüterwagen und dem Omm52 abgeleitet war. Ab 1957 traten diese neuen Wagen ihren Dienst an.

Der gedeckte UIC-Standard Gs

Zunächst zur DB. In den EUROP-Park stellte sie die UIC-Standard-Baureihen Gmhs53, Gmmhs56, Gmms60 und den Gs216 ein, ferner die durch Umbau alter Typen entstandenen, somit nur vereinheitlichten Gmms40 und Gms44. .

In Frankreich gibt es zwei Typen, zum einen den G3 oder G30 bzw. Gs401, ein echter UIC-Standard-Wagen, ein Modell gab es von LIMA, ohne EUROP-Beschriftung. Der andere, der G4/G40/Gs402, ist kein Standard-Wagen, nur ein standardisierter. Es hat die typischen waagerechten Streben in den Seitenwandfeldern. Es gibt ein relativ neues Modell von PIKO. Ein weiteres Modell ist bei ELECTROTREN erschienen, insofern nicht überraschend, weil die spanischen RENFE den gleichen Wagen eingesetzt haben. Beide sind auch für die Epoche III erschienen, wiederum nicht mit EUROP-Beschriftung. Mir gefällt das ELECTROTREN-Modell besser, das PIKO-Modell ist etwas weich graviert.

Ein überzeugendes Modell des italienischen Gs ist mit EUROP-Beschriftung nach wie vor von RIVAROSSI zu haben. Von der Schweizer Version, dem K4, und seinem österreichischen Cousin gibt es ebenso gute Modelle von ROCO, aber beide - unerforschlicher Salzburger Ratschluss - ohne EUROP-Beschriftung.

Die österreichische Variante, die Blechwände hat, gehört wiederum zu denen, wo uns ROCO die EUROP-Beschriftung für die Epoche III vorenthalten hat, für die Epoche IV war das kein Problem. Die Dänen blieben exklusiv bei ihrem traditionellen hohen Handbremserstand. ROCO hat dies bei seinem Modell erfreulicherweise berücksichtigt. Neue Modelle auf hohem Niveau gibt es bei McK.

Der holländische Gs ist von ROCO mittlerweile auch mit EUROP-Beschriftung erschienen, die holländischen Modellbahner beklagen, dass die Stirnwandstreben vorbildwidrig nicht bis unter das Dach reichen. Auch hat das Modell die Bremsanlage eines deutschen Gs, das Original jedoch hatte eine Westinghouse- oder eine Oerlikon-Bremse.

Die Belgier waren bei der Beschaffung ihrer Wagen eigenwillig, der Gs der SNCB hat einen längeren Radstand als der UIC-Wagen. Es gab davon ein Modell von Hobbytrade.

147305
SNCF Gs401
164913
SNCF Gs402
L5890004
SNCF Gs401
L5870019
SNCF Gs401
L9940279
SNCF Gs402
147305
SNCF Gs402
178928
FS
139749
FS
L5860026
FS
150335
SBB
L9890381
SBB
173607
ÖBB
L5870036
ÖBB
170503
CFL
144222
SNCB
L9970075
SNCB
170503
NS
178929
NS
L9980065
NS
164910
DSB
L9890301
DSB
L9981244
DSB

Offener UIC-Standard Typ 1

Dieser Wagen wurde von Frankreich und den Beneluxstaaten beschafft und setzte dort zunächst die Tradition der viertürigen O-Wagen fort. Das Modell gibt es seit einiger Zeit bei ROCO. Der Hersteller hat sich sogar die Mühe gemacht, zwei unterschiedliche Fahrgestelle zu schaffen, eines mit offenen Federböcken für die SNCF-Version und eine mit geschlossenen für die niederländische. Beide sind nicht mit EUROP-Beschriftung erschienen, unverständlich, da die Vorbilder praktisch komplett in den Pool eingestellt wurden. Hier hilft wieder nur Andreas Nothaft.

Mit EUROP-Beschriftung erschien der belgische Vetter, allerdings hatte der beim Vorbild Einfachschaken. Man wird ROCO verzeihen, dass nicht noch ein drittes Fahrgestell hergestellt werden konnte. (Der Wagen tauchte übrigens später bei der DR wieder auf, die ihn den Belgiern abgekauft hat.)

SNCF und SNCB beschafften übrigens auch den UIC-Standard-Typ II, die Belgier allerdings nur eine kleine Stückzahl. Im weiteren ging die SNCB wieder ihren eigenen Weg: Sie bauten einen Wagen, der die Abmessungen des UIC-Standard-Typs II hat, aber dennoch vier Türen, und wiederum, wie bei den Gs, einen längeren Radstand von 6 oder sogar 6,6 m. Es gibt nur ein Modell von MÄRKLIN, das völlig missraten ist. Leider, denn der Wagen wäre eine wichtige Bereicherung für die Epoche IV!

108912
SNCF
L9981228
SNCF
160236
SNCB
L5870077
SNCB
L5870079
NS

UIC-Standard-Offener Typ II

Bei den offenen Wagen sind die UIC-Standard-Konstruktionen Omm53 und Omm55 in den EUROP-Park eingetellt worden, ab 1958 auch der durch Umbau entstandene Omm46.

Wie schon gesagt, beschafften die SNCF auch diesen Typ. Das Modell gab es von KLEIN. Wieso diese Modelle grau und nicht UIC-braun sind, habe ich noch nicht herausgefunden, allerdings waren offensichtlich auch andere Wagen des Kohleverkehrs grau, so z.B. die Selbstentlader. (Die, die ich noch fotografiert habe, waren UIC-rotbraun gestrichen). Später stellte die SCNF auch abgerüstete Rolldachwagen in den EUROP-Park ein; das war möglich, weil diese Fahrzeuge von vorneherein von den offenen Standardwagen abgeleitet waren. Das passende Modell gab es von Klein. Im Neuheitenprospekt 2015 bietet Fleischmann das einschlägige Modell ebenfalls in grauer Livrée an

Von der FS-Variante, dem L von 1957, gab es ein Modell von ROCO, perfekt bis auf die Tatsache, dass es eine Einmalserie war. 1959 bauten die Italiener eine weitere Serie offener Wagen, die etwas länger als die UIC-Standard-Wagen waren und ebenfalls in den EUROP-Park eingestellt wurden; sie entstanden aus der Verwertung älterer kürzerer Wagen. Von diesem Vorbild gab es ein Modell von LASER.

Die SBB-Variante, der L7, war von KLEIN mit Beulen und von ROCO ohne Beulen erhältlich, beide mit EUROP-Beschriftung. Unglücklicherweise hat der L7 Einfachschaken, so dass bei beiden Modellen die Fahrgestelle nicht ganz stimmten.

Bleiben noch die ÖBB und die DSB, auch hiervon gab es bei KLEIN und bei ROCO Modelle mit EUROP-Beschriftung für die Epoche 3.

Obwohl die EUROP-Parks der Gedeckten Gs und der offenen E offensichtlich ein Erfolg waren, dauerte es 14 Jahre, bis ein weiterer Pool eröffnet wurde. Wahrscheinlich, weil man warten wollte, bis genug Standardfahrzeuge zur Verfügung standen, um das Durcheinander zu vermeiden, dass sich zwangsläufig bei den ersten beiden Pools anfangs ergeben hatte. So blieben die beiden ersten Pools auch die einzigen der Epoche 3, die wir hiermit verlassen.

139801
SNCF
L5870033
SNCF
L5890004
FS
L9981254
FS
L9940279
SBB
L5870034
SBB
139803
ÖBB
L5870030
ÖBB
139749
L5860026

Rungenwagen Kbs

1967 wurden für die Rungenwagen Kbs der EUROP-Pool eröffnet. Es gibt wie schon erwähnt zwei Ausführungen. Die DB und die ÖBB blieben bei den gewohnten Steckrungen. Die anderen Verwaltungen entschieden sich für die Klapprungen. ROCO hat beide Versionen im Programm und hat auch viele Länder damit bedient, darunter alle EUROP-Länder außer der Schweiz. Der entsprechende Wagen der SBB, der M5, hat Aluminium-Borde; auch hiervon gibt es ein Modell von ROCO.

147305
164913
402
178727
FS
L5860056
FS
226005
SBB
L9970058
SBB
176912
DSB
L9890315
DSB
L5860026
L5860026

Langer Gedeckter Gbs

Auch dieser Wagen gehörte zu den Standardwagen, die in Betrieb genommen wurden lange bevor hierfür der EUROP-Pool eingerichtet wurde, das geschah erst 1972. Allerdings könnte hier das Durcheinander nicht größer sein, es ist kein Modell denkbar, dass für mehr als eine Verwaltung passen würde. Modelle gibt es von der deutschen (Glmms61), der Schweizer (J4) und der österreichischen Variante (Glmms), alle bei ROCO, und alle auf dem deutschen Fahrgestell. Das blieb so, bis der dänische Hersteller NcK in Kooperation mit ExactTrain neue Modelle auflegte. Als erstes erschienen der dänische und der baugleiche niederländische Gbs, dann der Schweizer J4.

Die SNCF haben als wohl einzige EUROP-Verwaltung keine Gbs beschafft, sie setzten stattdessen auf Vierachser, die die von den TP-Wagen begründete Linie fortsetzten, aber nicht in den EUROP-Park passten. Auch gab es nicht wie z.B. in Deutschland eine Tradition langer gedeckter Wagen vom Gl06 bis zum Glmhs50, der einzige einschlägige Entwurf, der Couvert OCEM 1935, wurde nur von den Eisenbahnen Elsass-Lothringens (AL) beschafft. Erst mit dem

167509
FS
151326
FS
177226
SBB
L5880004
SBB
L9940279
SBB
205403
ÖBB
154226
SNCB
173701
NS
L5860026
178212
DSB
151326
DSB

Vierachsiger Schienenwagen Rs

Dieser Wagen wurde von zahlreichen Verwaltungen beschafft, auch außerhalb des EUROP-Gebietes, aber nicht von den SBB. Bei der DB ist es der SSlmas53. Das Modell gab es von KLEIN, es scheint bei ROCO nicht wieder aufgetaucht zu sein. Aktuell sind die Modelle von VITRAINS, hier gibt es belgische, französische, deutsche, luxemburgische und italienische Ausführungen.

147305
164913
402
L5890004
401
L5870019
401
L9940279
402
147305
402
178928
139749
L5860026